Legasthenie

Lese- und Rechtschreibförderung

Konzept

Ich arbeite mit dem Konzept der „Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung“ und seiner Fortsetzung im Regelbereich nach C. Reuter-Liehr. Dieses Konzept wurde von der Universität Göttingen in über zehnjähriger Arbeit mit legasthenen Kindern zusammengestellt und erfolgreich empirisch in seiner Effektivität überprüft.

Es hat sich herausgestellt, dass zunächst grundlegende Fertigkeiten vorhanden sein müssen, bevor ein Nachvollziehen und Automatisieren von orthographischen Rechtschreibregeln erfolgen können. Dazu gehören beispielsweise die sichere Zuordnung von Laut und Buchstabe, die gelungene Synthese von Lauten zu Silben sowie von Silben zu Wörtern. Diese Synthese setzt wiederum die Fähigkeit einer konkreten Wortdurchgliederung sowie einer phonologischen Bewusstheit voraus.

Ziel

Das Ziel ist es, dem Kind die grundlegenden und erweiterten Regeln der geschriebenen Sprache zu vermitteln, damit es sein volles Potenzial entwickeln kann. Die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben wirken sich fachübergreifend aus und können das Kind sowohl in seiner schulischen als auch beruflichen Laufbahn einschränken. Beispielsweise kann ein betroffenes Kind, obwohl es Rechenoperationen mühelos durchführen kann, auch in Mathematik schlechte Noten schreiben, da es den Inhalt einer Textaufgabe nicht erfasst.

Herangehensweise

Das Konzept nach C. Reuter-Liehr ist insofern entwicklungsorientiert, als es sich nach dem sprachsystematischen Aufbau beim Lesen- und Schreibenlernen vollzieht. Mittels standardisierter Diagnostikmaterialien wird die sogenannte Null-Fehlergrenze ermittelt. Anhand dieser arbeitet das Kind in seinem eigenen Lerntempo die gesamte deutsche Orthographie auf und lernt diese als eine komplexe Struktur verstehen. Das konzeptionelle Vorgehen dabei ist, dass das Kind Strategien zur selbständigen Steuerung beim Lesen und Schreiben erlernt, um sie automatisiert anwenden zu können. Auf diese Weise ist es dem Kind möglich, das Erlernte auch noch nach vielen Jahren abzurufen.

Das Übungsprogramm sieht ausgewähltes Material vor, das exakt dort ansetzt, wo das Kind Schwierigkeiten hat (Null-Fehlergrenze). Es geht also nicht darum, die größten Problemfelder zu ermitteln und diese anhand von Arbeitsblättern zu besprechen, sondern um den chronologischen Erwerb (so wie es die normale Entwicklung vorsieht) und vor allem um das Training orthographischer Regeln sowie der Lesegesetze. Der Beginn ist beispielsweise die Sicherung der lautorientierten/phonemischen Strategie, um im Anschluss an die orthographische/morphemische Strategie anzuknüpfen.

Lernerfolge

Parallel dazu wird am Selbstwert und Selbstbewusstsein des Kindes gearbeitet, indem bereits kleinste Erfolge gelobt und verstärkt werden. Durch den eintretenden Erfolg entwickelt das Kind mehr Freude am Schulgeschehen und entfaltet sich stetig in seiner Persönlichkeit. Es lernt, richtig zu lernen und kann seine Erfolge anhand erhobener Daten/Schreibproben/Lesevideos selbständig verfolgen. Pures Auswendiglernen von Wörtern hingegen führt maximal zu einem kurzfristigen Erfolg, denn ohne strategisches und konzeptionelles Vorgehen, was zu einem Verständnis der orthographischen Regeln führt, kann das Kind nicht längerfristig erfolgreich sein. Es vergisst bei der Methode „Üben/Auswendiglernen“ eines Tages schlichtweg die auswendig gelernten Wörter, da es sich die Schreibweise nicht ableiten kann. Und dies geschieht in der Regel eher früher als später.